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Jedes Land hat so seine Klischees. Bei der drittgrößten Karibik-Insel Jamaika schießen uns gleich Bob Marley, Reggae-Musik, Rum und Marihuana-rauchende Rastafaris in den Kopf. Aber es ist auch ein beliebtes Ziel für Pauschaltouristen. Egal, ob per Kreuzfahrtschiff oder Billigflieger, Touristen aus aller Welt werden hier direkt in die großen Resorts transportiert und verbringen dort all inclusive ihre Zeit, ohne etwas vom Land zu sehen. Ich wollte herausfinden, ob die Insel mehr als das zu bieten hat.
Bis auf die erste Übernachtung hatte ich weder etwas gebucht noch mich sonderlich mit dem Land beschäftigt. Erst auf dem Hinflug blätterte ich im Reiseführer und staunte nicht schlecht über die Inhalte zur Sicherheit im Land, in denen von einer der höchsten Mord-Raten der Welt die Rede war. Bewaffnete Überfälle sowie Vergewaltigungen könnten vorkommen. Nun war klar, warum sich Reisende nur in ihren Resorts aufhielten. Für mich wiederum würde es dann wohl ein aufregender Urlaub werden!
Die „gute“ Nachricht: Die meisten Morde finden in den Ghettos fernab der Touristenzentren statt und die als gefährlich geltende Hauptstadt Kingston sowie Spanish Town im Süden würden sicher nicht auf meinem Reiseplan stehen. Und so landete ich auf der gegenüber liegenden Seite der Hauptstadt im Norden der Insel, in Montego Bay. Die Landessprache Englisch würde mir die Kommunikation im Land erleichtern und auch die Möglichkeiten der Zahlweise in US $ und Jamaikanischem Dollar waren angenehm.
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Es schien also Vorsicht geboten zu sein, obwohl die Umgebung rein äußerlich keinen gefährlichen Anschein machte… bis auf die bis unter die Nase bewaffnete Polizei mit Maschinengewehr im Arm. Die anfängliche Idee, ein Auto zu mieten, hatte ich gleich im Flugzeug wieder verworfen. In einem lizensierten Taxi ging es daher für 15 US $ vom Flughafen zum Hotel, das auf dem sogenannten Hip Strip in Montego Bay lag.
Das Caribic House war mit 55 Euro die Nacht nicht wirklich günstig (zumindest für eine Einzelperson), aber die Lage hätte besser nicht sein können: Perfekter Blick vom Balkon aus auf das türkise Meer, gegenüber der private Strand Doctor’s Cave sowie das Strandrestaurant Bigg’s mit guten Drinks (mein Favorit: Passionate Smokey), nebenan ein kleiner Supermarkt und zwei Häuser weiter das Restaurant Waterfalls für’s Frühstück. Hier ließ es sich aushalten, auch wenn das hohe Security- und Polizeiaufkommen teilweise etwas abschreckend wirkte.
Spätestens bei der Planung der weiteren Ausflüge und Unterkünfte wurde mir klar, dass diese Reise allgemein nicht ganz günstig werden würde, zumal bei vielen Preisangaben noch Steuern und Service drauf gerechnet werden müssen. Ein Tag am privaten Doctor’s Cave Beach mit Liege und Sonnenschirm kostet allein 18 US$, Cocktails liegen um die 8 US$, Gerichte beginnen bei 9 US$. Das Essen bestand meist aus einer Mischung aus Fisch, Fleisch und Früchten und war einfach fantastisch, was selbst für die kleinen Snacks am Strand galt. Kurzum: Ich war in der Karibik angekommen!
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Die angebotenen Tagestouren, z. B. zum Dunn’s River im Osten, zu den Windsor Caves oder zur blauen Lagune Glistening Waters waren mit Preisen zwischen 70 US$ und 140 US$ recht kostspielig, wodurch ich dankend ablehnte. Demnach galt es nun zu entscheiden, ob ich mich gegen oder im Uhrzeigersinn Richtung Hauptstadt bewegen sollte. Ich wählte den Weg Richtung Westen, wo Negril – der touristischste Ort und vermeintlich schönste Strand der Insel namens Seven Mile Beach – der erste Stopp sein würde.
Das Zentrum von Negril war nicht unbedingt schön, weshalb ich mich für eine etwas entlegenere Unterkunft im West End namens Xtabi entschied. Mein Bungalow war groß mit einer sichtgeschützten Außendusche und das Restaurant lag direkt an den Klippen mit tollen Badestellen im Meer und einem unterirdischen Höhlensystem, in dem mir ein paar Fledermäuse über den Kopf flogen. Die Bungalows an den Klippen kosten gleich mehrere hundert US$ pro Nacht und waren somit leider nur schön anzusehen.
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Das traditionell jamaikanische Frühstück und Nationalgericht besteht aus Stockfisch („Saltfish“) mit der Frucht Ackee, Zwiebeln, Speck, Tomaten und Gemüse, kombiniert mit frischen Teigtaschen und leckeren Kochbananen. Spätestens am vierten Reisetag habe ich meine Zurückhaltung in Sachen Essen beiseite gelegt und in Anbetracht der Tatsache, dass alle Jamaikanerinnen ihre Rundungen mehr als selbstbewusst zur Schau stellen, brauchte ich mir auch diesbezüglich keine Gedanken mehr zu machen. Also Bauch und Po raus und Essen und Cocktails genießen ohne Reue, die mich erst wieder zu Hause mit ein paar Kilos mehr auf den Hüften einholen würde.
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Der Seven Mile Beach war nicht so spektakulär, wie er in Reiseführern angepriesen wurde. Vielleicht lag es daran, dass die Sonne gerade nicht schien oder weil einige Strandabschnitte verlassen wirkten. Wenigstens hielt sich das nervige Anbaggern von Strandverkäufern in Grenzen. Ansonsten vertrieben sich einige ältere Damen mit jungen, muskulösen Jamaikanern ihre Zeit und in kontinuierlichen Abständen zog Marihuana (Ganja)-Duft in meine Nase, was allerdings auf dieser Insel völlig normal ist. Einheimische Männer wie Frauen rauchen hier regelmäßig Gras, obwohl es offiziell verboten ist.
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Nach dem etwas mageren Stranderlebnis und dem ebenso unspektakulären Shopping Center Time Square entschied ich mich am Ende doch noch für die Investition in eine 2-stündige Tour zum großen Sumpf- und Mangrovengebiet Royal Palm Reserve. In dem Naturschutzgebiet läuft man über mehr als 1 km auf Holzstegen über Wasser durch den Dschungel.
Für mich war das allerdings eine adrenalintreibende Aktion, denn dieses riesige Gebiet schien bis auf ein paar Enten vollkommen verlassen zu sein und ich malte mir unterwegs – mutterseelenallein – wirre Situationen mit Killerspinnen, Giftschlangen, Krokodilen und Drogendealern aus, denen ich dort schutzlos ausgeliefert wäre.
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Diese Nacht würde ich zum ersten Mal in meinem Leben in einem Baumhaus schlafen. Das T-Bird on the Cliffs lag schräg gegenüber dem Place to be in Negril bzw. Jamaika: Rick’s Café. Das kleine Holzhaus mit seinen zwei Zimmern hatte eigentlich alles, was man zum Leben braucht, sogar eine Dachterrasse. Aus dem Radio dröhnte laute Reggae-Musik, zwei Ventilatoren gaben ihr Bestes und gleich 5 Meter weiter befand sich der Pool. Ein sehr cooles Plätzchen!
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Rick’s Cafe. Es besitzt eigentlich fast alles, was Menschen glücklich macht: Eine traumhafte Aussicht, einen Pool, in dem man sogar am Tisch sitzen kann, ein gutes Restaurant, eine Bar mit guten Drinks, eine Bühne mit Live-Reggae-Musik und nicht zuletzt ein Abenteuer zum Ausprobieren: Klippenspringen! Etwa 20-25 m kann man sich hier als Mutprobe in die Tiefe ins türkise Wasser fallen lassen und das trauten sich erstaunlich viele.
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Zwischendurch gab es Show-Einlagen von ultramuskulösen Jamaikanern, die mit Flips und Schrauben ihr hohes Podest verließen, als wenn es das normalste der Welt wäre. Die Sprünge der Normalos dienten dagegen eher der Belustigung… durch die Bank sprang hier alles runter, was Arme und Beine hatte – dick, dünn, Rasta, jung, alt, mit oder ohne Alkohol-Einfluss.
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Kurz nachdem sich die Sonne verabschiedet hatte, verließen neben mir noch weitere 80% der Gäste das Gelände. Ich verbrachte den Abend im kleinen Mango Tree Restaurant, das eigentlich eine Bretterbude war und zu meiner Unterkunft gehörte. Gleichzeitig schien es das Stammlokal der männlichen Lokalprominenz zu sein, die sich hier ein paar Bierchen Red Stripe hinter die Binde kippte.
Jamaika belegt im Happy Planet Index den 6. Platz (Deutschland den 46.) und es schien, als würde es da auch einige überzeugende Argumente geben: Geniales Wetter, immer coole Mucke, fantastisches Essen und eine Lebenseinstellung, mit der man den Tag genießt und nicht an’s Morgen denkt. Sterben muss man sowieso, das Leben ist kurz und sollte Spaß machen waren Sprüche, die ich nicht nur ein Mal auf dieser Reise gehört habe.
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Da mein Weg wider Erwarten doch nach Kingston zur Weiterreise in die Dominikanische Republik führte, musste ich mich weiter Richtung Süden bewegen. Ich entschied mich für einen letzten Zwischenstopp in Treasure Beach (von Negril je nach Transportmittel ca. 2-5 Stunden entfernt), einem ruhigeren Ort mit kleinen Fischerdörfern. Meine private Unterkunft lag im Grünen in einem riesigen Blumengarten mit Blick auf’s Meer. Hier war es friedlich, ruhig und scheinbar völlig ungefährlich.
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Die Fahrt in die Hauptstadt Kingston trat ich mit gemischten Gefühlen an. Nicht nur, weil es dabei durch die als gefährlich geltenden Orte Spanish Town und Kingston gehen sollte, sondern auch, weil ich gerne noch länger geblieben wäre. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass mir diese Insel – die ich mit so vielen Vorurteilen betreten hatte – so gut gefallen könnte… Aber nun wartete die Dominikanische Republik, für die ich ebenfalls einige Klischees im Gepäck hatte. Ob die sich diesmal bestätigen würden?
PAUSCHAL VS. INDIVIDUAL
Aufgrund meiner anfänglichen Vorurteile gegenüber dieser Insel mit Kiffern, Gigolos und Massen von Pauschaltouristen hatte ich mir vorgestellt, dass man außerhalb der riesigen Resorts wenig Spannendes erleben kann. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Da es offenbar nur sehr wenige Individual-Reisende gibt, kann man ein sehr authentisches Land kennen lernen!
Die großen Resorts befinden sich in Negril, die allerdings nur auf der Durchreise auffallen. Wenn man nicht wüsste, dass die Insel eine beliebte Pauschaltourismus-Destination ist, würde man davon fast gar nichts mitbekommen. So fährt man zum Beispiel stundenlang mit Route Taxis durch das halbe Land und wird dabei maximal ein bis zwei weiße Menschen unterwegs zu Gesicht bekommen – ein Traum!
REGGAE ♥
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REISETIPPS
- Meine Route kann man sich hier auf Google Maps ansehen.
- Verkehrsmittel: Der Knutsford Express ist ein renommiertes Busunternehmen, mit dem man auch große Strecken günstig und sicher zurücklegen kann. Die Fahrt von Montego Bay nach Negril kostet z. B. 14 US$, von Negril nach Kingston 25 US$. Alle anderen Strecken legt man mit sogenannten Route Taxis zurück, die man an ihrem roten Nummernschild erkennt und sich mit bis zu vier weiteren Leuten teilt. Dadurch zahlt man auch für längere Strecken nur einen Bruchteil einer regulären Taxi-Fahrt. Von Negril bis Treasure Beach steigt man z. B. 4x um und bezahlt dabei insgesamt nur ca. 10 US$. Dem Fahrer sollte man immer das Endziel nennen; er wird sich dann darum kümmern, dass man an die richtige Stelle zur Weiterfahrt kommt. Normale Taxis sind verhältnismäßig teuer, z. B. 2 Stunden Fahrt ca. 100-150 US$.
- Vorsicht: Schwule Paare (insbesondere Männer) sollten sich für ein anderes Reiseziel entscheiden. In dem christlichen Land herrschen extreme Vorurteile gegen Homosexualität, wodurch es zu Gewaltanwendung oder schlimmer kommen kann.
- Männer: Meines Erachtens wird es extremer dargestellt als es wirklich ist. Klar kann man hier Sex mit einem Mann (oder mehreren Männern) haben, aber wo kann man das nicht? Wichtig zu wissen ist, dass Jamaika eine sehr hohe Aidsrate hat, weshalb man auf jeden Fall auf ein Kondom bestehen sollte!
- Unterkünfte: Bei den Preisen im Internet immer darauf achten, ob Steuern (10%) und Service (10%) im Preis bereits inbegriffen oder exklusive sind! Das gilt auch für Gerichte und Getränke in Restaurants.
- Währung: Bezahlen kann man sowohl in US$ als auch in Jamaikanischem Dollar. Auch die Kreditkarte kann man fast immer und überall einsetzen. Den Jamaikanischen Dollar sollte man dabei haben für Route Taxis und andere lokale Unternehmungen. Theoretisch kann man immer mit beidem zahlen.
- Internet: Gibt es fast überall, WIFI ist meist kostenlos in Unterkünften und Restaurants, auch am Flughafen und nicht selten ohne Code.
- Sicherheit: Vor der Anreise beim Auswärtigen Amt nachschauen, auf was man achten sollte. Abends und nachts möglichst nicht alleine auf der Straße aufhalten. Ansonsten gelten für Frauen die normalen Sicherheits-Vorkehrungen im Hinblick auf Männer. Weitere allgemeine Informationen zur Sicherheit auf Reisen. Als Frau alleine? Meines Erachtens ist das nur etwas für Fortgeschrittene. Als Paar oder zu mehreren Frauen aber kein Problem.
Der Beitrag Jamaika: Reggae, Ganja und das Meer erschien zuerst auf Reiseblog BRAVEBIRD.